43 Stocherkähne kämpften sich am Donnerstag völlig chaotisch den Neckar entlang, zweimal durch das “Nadelöhr” zwischen Neckarbrücke und -insel und Flussaufwärts wieder zum Startpunkt, die Verlierer kamen in den Genuss eines halben Liters Lebertrans während die Gewinner*innen mit einem Fass Bier entlohnt wurden und etwa 10.000 Besucher*innen auf der Insel waren so oder so in absoluter Feierlaune. Ja – das ist mindestens so schräg wie es klingt – aber irgendwie auch anziehend!
Ein absoluter Sommerwahnsinn
Ein strahlend blauer Himmel, die halbe Stadt ist auf den Beinen, Wassersport, Feierlaune, Kostüme und ein Wettkampf, der irgendwie sehr Ernst und Unernst zu gleich ist. Der Wettkampf ist zwar von studentischen Verbindungen geprägt, aber Stück für Stück erkämpfen sich auch andere Teilnehmer*innen, wie der Verein Nicaria – die diesjährigen Sieger des Rennens – einen Platz bei der Veranstaltung. Ein Besuch auf der Neckarinsel zu Fronleichnam war es durchaus Wert. Denn: Der unglaubliche Geruch von Sommerwahnsinn liegt dort in der Luft.
Hogwarts-Express begeistert Jury und Publikum
Steigt man zur Mittagszeit die Treppen auf die Neckarinsel herab, ist erst einmal alles total unübersichtlich. Laute Durchsagen zum anstehenden Kostümwettbewerb schallen einem entgegen und noch lautere Zuschauer*innen drängen sich dicht an dicht. Auf dem Wasser fahren einige Kähne zum Starpunkt. Musik schallt aus verschiedensten Richtungen. Weil das Rennen dieses Jahr sehr spontan geplant wurde, hatten sich nur 6 Teams für den Kostümwettbewerb in Schale geworfen.
Zuerst trat die AV Igel auf: Etwas bedröppelt standen sie auf ihrem Kahn in Tier- Onesies, wie Hühner auf der Stange herum und wirkten zu lustlos, um die Jury zu überzeugen. Das sah bei der AG Stuttgardia schon ganz anders aus: In buntem Aerobic-Look tanzten sie über den Neckar und erreichten sehr starke 29 Punkte. Doch für den Sieg reichte das leider nicht: Die Fachschaft der Umweltnatur- und Geowissenschaften erhielt die maximale Punktzahl von 30 für ihren Auftritt als Hogwarts-Express: Die scharlachrote Lok, auf der Harry mit seinen Freunden über den Neckar fuhr – verfolgt von Stand-Up-Paddler Lord Voldemort – machte ordentlich was her, begeisterte das Publikum und brachte der Fachschaft eine vegetarische Alternative für das Spanferkel ein. Eine Zuschauerin ärgert sich später, dass die Geos zwar wie jedes Jahr sehr gute Kostüme erstellen, die aber irgendwie auch nicht wirklich kreativ seien – Geschmackssache! Die Bombenstimmung der Stuttgardia war in jedem Fall nicht zu stoppen und setzte sich auf der Neckarspitze fest. Sehr positiv fiel auch der Kahn der Fachschaft Zahnmedizin auf, der “Wickie” mit Emanzipation verknüpfte.
Der Hogwarts-Express räumt ab! Die Stuttgardia überholt tanzend die Zahnmedis
Die Neckarspitze macht ordentlich Stimmung
Bis das Rennen dann losging, dauerte es noch ein wenig, aber die Zeit verging wie im Flug: Insbesondere an der Neckarspitze war die Stimmung ausgelassen. Eine Sommerstimmung in die man sich gut fallen lassen konnte, die einladend war und vor allem eine Sache zum Ziel hatte: maximalen Spaß! Es ist schön, wenn einfach mal eine ganze Stadt zusammen kommt, um sich einen eigentlich echt schrägen Wettkampf anzusehen – das schweißt ja auch zusammen.
Motivation und Teamgeist
Ein Teilnehmer erklärt, dass die wilde Fahrt natürlich auch dazu dient als Team zusammen zu wachsen. Er wünsche keinem Team den Lebertran, aber jedem die Erfahrung zwischenzeitlich Letzter zu sein, um sich dann dank des “fischigen” Motivationsschubes und purem Adrenalin auf einen sichereren Platz zu kämpfen – aber Lebertran? Auf keinen Fall! Die Landsmannschaft Ghibellinia scheint den Lebertran nicht ausreichend zu fürchten: Bereits 2019 musste sie Lebertran trinken, weil sie absichtlich den eigenen Kahn kenterte und so disqualifiziert wurde. Derartige Spielchen ließ die Rennleitung dieses mal nicht zu, sodass die Landsmannschaft das nächste Rennen austragen wird.
Die erste Tour durchs Nadelöhr ist geschafft Klatschnass – aber Hauptsache nicht verloren! Die Zahnmediziner*innen schwimmen förmlich in ihrem Kahn
Nicaria ergattert das Bierfass
Die Nicaria machte derweil ein starkes Rennen und konnte sich im Nadelöhr an einigen Konkurent*innen vorbeizwängen. Team “Orang Ukhan” hängte sie schließlich ab und sicherte sich so den Wanderpokal und natürlich auch das 30 Liter Bierfass. Bei der Siegerehrung gab es auch Buhrufe, denn die Nicaria berichtete von ihrem gemeinsamen Training, das nicht gerne gesehen wird, schließlich soll es ja eigentlich um den Spaß gehen. Dem Spaß tat das ganze aber keinen Abbruch und auch die Nicaria wurde natürlich gebürtig gefeiert.
Zwei Jahre Pause
Nach zweijähriger Pause war auf jeden Fall auffällig, wie viele zum allerersten Mal als Zuschauer*in oder Teilnehmer*in dabei waren. Die Erwartungen waren aber alle recht ähnlich: Sommer, Sonne und ganz viel Spaß. Die Stimmung und das Wetter wurden vielfach gelobt und das mitführen von Sonnencreme, Knieschonern und einem kühlen Radler wärmstens empfohlen. Ein guter Tag zum feiern und genießen – die Dozent*innen dürften das wohl am Freitag auch zu spüren bekommen haben.
Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr!
Fotos: Cassandra Kaskin