Kommunalwahl 2024 Politik

Kommunalwahl: Soll der ÖPNV in Tübingen billiger werden?

Über 1000 Menschen aus Tübingen unterzeichneten eine Petition für billigeren ÖPNV. Bereits jetzt wird das Deutschlandticket von der Stadt Tübingen bezuschusst. Kann der ÖPNV in Tübingen noch billiger oder sogar komplett kostenlos werden?

Ein kostenloser Busverkehr in Tübingen würde die Stadt laut dem Klimaschutzprogramm jährlich 15 Millionen Euro kosten. Die Petition „Tübingen fährt voraus“ haben über 1000 Menschen und Organisationen aus Tübingen unterzeichnet. Sie wollen sich damit für einen stark vergünstigten öffentlichen Nahverkehr in der Universitätsstadt einsetzten. Unter anderem für Studierende soll das Nutzen der Busse sogar kostenlos sein. Eine große Erfolgsgeschichte hatte zuletzt das 9-Euro-Ticket geschrieben. In ganz Deutschland wurde das vergünstigte Ticket millionenfach gekauft. Das Campusmagazin hat bei den Listen vor der Gemeinderatswahl nachgefragt: Sollte der ÖPNV in Tübingen billiger werden?


FDP
Die hohen Preise für Einzel- und Tagestickets halten Autofahrer davon ab, öfter auf den Bus umzusteigen. Der ÖPNV in Tübingen sollte deshalb günstiger, vor allem aber einfacher sein. Wir sind für die Einführung von kontaktlosen Check-in/out-Systemen über Bank- und Kreditkarte, wie sie sich zum Beispiel in Bonn bewährt haben und mit denen automatisch immer der günstigste Tarif berechnet wird.


Demokratie in Bewegung
Wir haben es in Tübingen mit dem subventionierten Deutschlandticket schon ein ganzes Stück in den letzten Jahren nach vorne hin zu einem 365 € Jahresticket geschafft, wir von DiB treten jedoch für die Forderung eines kostenlosen ÖPNV ein, sodass auch wirklich jede/r hier geldbeutelunabhängig Teilhabe erfahren kann.


Klimaliste
Die Verkehrswende braucht einen günstigen und verlässlichen ÖPNV. Für die Entscheidung der Menschen in Tübingen und von außerhalb, mit Bus und Bahn zu fahren, ist neben der Taktung auch der Preis ein ausschlaggebender Punkt. Deshalb setzen wir uns sowohl in der Stadt als auch im Landkreis für eine Reduzierung der Fahrpreise ein. Konkret möchten wir folgendes erreichen: einen kostenlosen Nahverkehr in Tübingen, ein 15€-Deutschlandticket für alle Menschen in Tübingen ohne Führerschein und ein 0€-Deutschlandticket in Tübingen für Menschen in Schule, Ausbildung und Studium, Menschen mit Kreisbonuscard und Menschen in Rente. Im Landkreis Tübingen fordern wir ein kostenloses Schüler*innen-Ticket.


Die PARTEI / Stammtisch „Unser Huhn
Samstags ist er zu billig, während er unter der Woche zu teuer ist. Als Partei der Mitte streben wir ein mittleres Preisniveau für alle Wochentage an. Außerdem ist uns wichtig, dass nur sozial Bedürftige vergünstigte Tickets erhalten, wie Studierende, Hiwis usw. Leute in Tübinger Halbhöhenlage, vor deren Häusern 2 SUVs und ein Tesla stehen, wollen wir nicht mit einem Null-€-Ticket subventionieren.


AL/Grüne
Samstags ist der Tübus kostenlos. Ein Erfolgsmodell, das fortgesetzt werden soll. Die Stadt Tübingen bezuschusst das Deutschlandticket für alle Einwohner*innen, sodass es pro Monat nur 34 EUR kostet. Für Menschen mit geringem Einkommen sind es nur 15 EUR. Schüler*innen, FSJler*innen und Auszubildende zahlen 22 EUR, städtische Mitarbeiter*innen zahlen nur 14 EUR. Die Nachfrage an Deutschlandtickets mit Tübingen-Rabatt ist höher als erwartet, was sehr erfreulich ist. Allerdings liegen die Kosten für die Stadt bei ca. 2 Millionen EUR. Wir setzen uns trotz schwieriger Haushaltslage für die Fortsetzung dieser Rabattierung ein. Sie ermöglicht den Abonnent*innen die Nutzung des gesamten öffentlichen Nahverkehrs in Deutschland. Weitere Investitionen sollen nun in eine bessere und klimaneutrale Infrastruktur gesteckt werden, damit auch die Teilorte zu den Randzeiten eine gute Anbindung erfahren. Die Busflotte soll schrittweise auf Elektroantrieb umgestellt werden.


SPD
Wir haben entscheidend dazu beigetragen, dass Busfahren in Tübingen so günstig ist wie nie zuvor. Sowohl die Reduzierungen über die KBC-Card als auch die Höhe der Bezuschussung des Deutschlandtickets sind Initiativen, die wir vorangetrieben haben. Eine noch stärkere Reduzierung der Fahrpreise wird dann möglich, wenn die grün-schwarze Landesregierung den Weg zu einer praktikablen, gestaffelten Nahverkehrsabgabe freimacht. Ohne diese Mittel entscheiden wir uns in der Abwägung zwischen der Ausweitung des Angebots „TüBus umsonst“ und den Zuschüssen zum Deutschlandticket durch die Stadt Tübingen für letzteres, zumal die notwendige Umstellung der Busflotte auf E-Mobilität samt dazugehöriger Infrastruktur eine millionenschwere Investition bedeutet.


Tübinger Liste
Tübingen dürfte mit seinen Maßnahmen zur Reduzierung der Fahrpreise im ÖPNV in der Spitzengruppe deutscher Kommunen liegen. Für die Rabattierung des Deutschlandtickets von 49 auf 34 Euro, für ergänzende Zuschüsse zur Ermäßigung der Deutschlandtickets JugendBW und mit KreisBonusCard sowie weitere Aktionen bringt die Stadt bereits Millionen auf. Alles in allem, einschließlich der indirekten Finanzierung über die Stadtwerke, kostet der Betrieb des ÖPNV bzw. des TüBus die Stadt bereits mehr als 10 Mio. Euro p.a., mit steigender Tendenz. Die stark angespannte Finanzlage der Stadt lässt u. E. weitere Schritte zu einer allgemeinen Reduzierung der Fahrpreise vorerst nicht zu. Um den TüBus noch attraktiver zu machen, sollten neu entstehende Finanzierungsspielräume eher für einen Ausbau des Streckennetzes, einen engen und verlässlichen Takt und eine sozialverträgliche Preisgestaltung genutzt werden.


CDU
Nein. Bei Forderungen nach billigerem ÖPNV muss man immer die Frage nach der Finanzierbarkeit stellen. Billiger für wen? Das teure Vorhaben eines billigeren oder sogar kostenfreien ÖPNVs kann nur durch finanzielle Mehrbelastung an anderer Stelle ermöglicht werden. Eine Erhöhung der Gewerbesteuer oder anderweitige Mehrbelastungen der ohnehin schon Krisen gezeichneten Wirtschaft lehnen wir entschlossen ab. Ebenso gilt zu beachten, dass der ÖPNV in Tübingen bereits sehr kostengünstig ist. Weitere Forderungen nach Vergünstigungen sind keineswegs marktwirtschaftlich nachhaltig und finanziell verantwortbar. Dies gilt insbesondere, da viele Gruppen, wie Studenten, bereits Zugang zu subventionierten Angeboten, wie dem Semester- oder Deutschlandticket haben. Stattdessen muss das Angebot des ÖPNV insgesamt attraktiver werden.


Die Linke
Ja. Wir setzen uns für den kostenlosen Nahverkehr ein. Solange für Bus und Bahn kein Nulltarif gilt, sollte das Deutschlandticket günstiger werden. Wir unterstützen die Forderungen des Bündnisses „Tübingen fährt voraus“. Wir setzen uns dafür ein, dass das Deutschlandticket für alle nur noch 15 Euro kostet. Für Schüler:innen, Studierende, Azubis, Rentner:innen und die Inhaber:innen der KreisBonusCard wollen wir den ÖPNV im ganzen Kreisgebiet ab sofort kostenlos machen.

 

Vor der Kommunalwahl hat die Kupferblau den einzelnen Listen verschiedene Fragen zu Themen gestellt, die Tübingen bewegen. Die bereits vorausgegangenen Fragen: 

 

Die Rechte an den Logos liegen bei den jeweiligen Listen.
Beitragsbild:

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert