In Zeiten von Corona, wo Schüler*innen immer wieder online unterrichtet werden, wird Nachhilfe immer wichtiger. Schon davor war allerdings Nachhilfe, gerade für finanziell schwächere Familien, ein wichtiges Thema. Die Hochschulgruppe “LeHrnen” setzt sich in Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund dafür ein, diesen Schüler*innen die Unterstützung zu geben, welche sie benötigen. Denn Bildung sollte immer für alle sein. Unsere Redakteurin im Interview mit “LeHrnen”.
Hallo! Danke, dass ihr euch Zeit für das Interview genommen habt. Wer seid ihr und wie sieht eure Zusammenarbeit mit dem Kinderschutzbund aus?
Sarah: Ich bin seit 2019 beim Kinderschutzbund dabei und gebe Nachhilfe. Wir drei, Wiebke, Carlina und ich, haben im August die Leitung dieses Projektes übernommen und sind sozusagen der Vorstand dieser Hochschulgruppe.
Carlina: Die Hochschulgruppe gibt es schon länger, ca. seit 2009 arbeiten wir mit dem Kinderschutzbund zusammen.
Was genau beinhaltet das Projekt?
Sarah: Das Projekt ist eine Kooperation mit dem Kinderschutzbund. Studierende geben ehrenamtlich Nachhilfe für Schüler*innen, deren Eltern sonst keine Nachhilfe finanzieren könnten.
Durch Corona wurde Nachhilfe umso wichtiger, aber Bildungsungleichheit gab es eben auch schon vor Corona. Wegen Corona fehlen oft die technischen Möglichkeiten wodurch die Beteiligung eher abnimmt.
Was genau bietet ihr den Schüler*innen, um Bildungsungerechtigkeit zu verringern?
Wiebke: Hauptsächlich geht es um wöchentliche Betreuung, also einen regelmäßigen Termin, was für viele zum Teil schon schwierig genug ist. Und dann eben Betreuung, wo sie gebraucht wird – sei es bei Unterstützung bei Hausaufgaben, sei es Vorbereitung für Klassenarbeiten. Zum Teil ist es auch einfach Deutschnachhilfe, gerade wenn durch Flucht oder Migration da diese Unterstützung notwendig ist.
Sarah: Das Angebot ist nicht fachspezifisch, wir können allerdings nur die Fächer anbieten, die unsere Studierenden abdecken und freuen uns daher immer über neue Studis.
Matched ihr Schüler*innen mit Studierenden?
Carlina: Genau, das ist unsere Hauptaufgabe.
Wiebke: Wir kriegen Schüler*innen vom Kinderschutzbund zugeteilt, mit der Info: Dieser Schüler, diese Schülerin braucht Nachhilfe, bevorzugt in dem und dem Fach. Und dann schauen wir, wie Studis mit Schüler*innen zusammen passen. Wir bieten auch an, beim ersten Treffen dabei zu sein. Je nachdem wie das läuft, müssen wir dann neu vermitteln oder im Normalfall eben nicht.
Wie flexibel müssen die Studierenden sein?
Sarah: Die Studierenden können relativ genau sagen, was sie wollen oder nicht. Wir fragen oft auch ob sie sich etwas, was nicht ganz ihren Wünschen entspricht, vorstellen können. Wenn nicht, dann ist das kein Problem aber häufig klappt es dann doch.
Wo können die Studierenden sich bewerben?
Sarah: Studierende können uns sehr gern eine Email schreiben.
Muss man notwendigerweise, wenn man Teil der Hochschulgruppe ist, Nachhilfe anbieten?
Alina: Unser Kerngeschäft ist die Nachhilfe, man ist aber auch willkommen, um in der Öffentlichkeitsarbeit und bei der Organisation auszuhelfen. Momentan haben wir ca. 40 Studis.
Wiebke: Das Verhältnis zwischen Schüler*innen und Studis ist relativ ausgeglichen.
Wie ist die Nachfrage von den Studierenden?
Wiebke: Es kommt auf das Bewusstsein für die Hochschulgruppe an. Es gibt ganz viele, die haben keine Ahnung, dass es uns gibt. Gleichzeitig gab es sehr viele nette Dozent*innen, die, als Carlina sie angeschrieben hat und darum gebeten hat, den Flyer hochzuladen, sehr offen dafür waren.
Dadurch kamen einige Leute bei uns an. Weil ja so Dinge wie der Dies dieses Jahr ausgefallen sind und das Angebot der Uni sehr auf das Engagement der Student*innen, und dass sie sich die Informationen selbst holen, ausgerichtet war.
Wie fühlt ihr euch von der Uni als Hochschulgruppe unterstützt?
Sarah: Wir sind gerade dabei, von der Überfachlichen Bildung und beruflichen Orientierung als Hochschulgruppe anerkannt zu werden. Dadurch wird es uns möglich, ECTs zu bekommen, allerdings ist das noch nicht angelaufen. Hier werden wir organisatorisch und fachlich sehr gut unterstützt!
Wie kann man das Verhältnis zwischen dem Kinderschutzbund und der Hochschulgruppe beschreiben?
Carlina: Wir kriegen sehr viel Unterstützung vom KSB. Wir können das Büro für die Nachhilfe nutzen, werden von der Geschäftsführerin Tanja Bisinger immer unterstützt.
Wiebke: Den Kinderschutzbund würde ich als unseren Kooperationspartner bezeichnen. Es ist ein Miteinanderarbeiten.
Wie werden Schüler*innen ausgewählt?
Sarah: Das macht der Kinderschutzbund, da sie mit den entsprechenden Stellen der Stadt gut vernetzt sind. Sie haben Kontakt zu den Schulsozialarbeiter*innen und melden sich dann bei ihnen. Wir geben nur Nachhilfe für finanziell bedürftige Schüler*innen. Die Bedürftigkeitsprüfung und die ganzen Formalitäten übernimmt der Kinderschutzbund. Das ist sehr praktisch für uns.
Ok – nochmal zusammengefasst: Ihr sucht nach Studierenden, die Teil der Hochschulgruppe werden wollen, Nachhilfe geben wollen oder eben auch Schüler*innen in jeder Art und Weise unterstützen können – gibt es noch etwas, was ihr sagen wollt?
Sarah: Da wir nur knapp hinkommen mit den Studis freuen wir uns sehr, wenn wir noch mehr Unterstützung bekommen.
Alina: Wir freuen uns über alle Angebote die kommen – selbst wenn es nur ein einziges Fach ist, das von den Studierenden als Nachhilfe angeboten wird!
Sarah: Man muss auch nicht Lehramt unterrichten! Aber gleichzeitig ist es für die Lehramtsstudent*innen interessant, Erfahrungen zu sammeln.
Vielen Dank an Carlina Schreiber, Sarah Fetscher und Wiebke Mollik für das Interview!
Fotos: Hochschulgruppe LeHrnen