Viele kennen literarische Werke wie die Blazing World von Margaret Cavendish und George Orwells 1984 oder Filmklassiker wie Matrix und die Fallout Videospiele. Diese Medien behandeln alle sehr unterschiedliche Inhalte. Doch vereint sie die Gemeinsamkeit, dass all diese Werke im Genre der Utopien und Dystopien eingeordnet werden. Doch was genau sind denn Utopien und Dystopien?
Utopien sind wie schöne Träume
Das Wort „Utopie“ kommt vom altgriechischen ou „nicht“ / eu „gut“ und topos „Stelle“, bezeichnet also einen „Nicht Ort“ und einen „guter Ort“. Es wird verwendet für mögliche, zukünftige und fiktive Gesellschaftsordnungen in einer idealen Welt, die nicht an die gerade herrschenden Strukturen gebunden ist.
Der Begriff „Utopie“ kam zum ersten Mal 1516 auf. Er wurde verwendet im Titel des Romans „De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia“ („Vom besten Zustand des Staates oder von der neuen Insel Utopia“) von Thomas Morus. Dieser beschreibt in seinem Buch eine ideale Gesellschaft um seinen Mitmenschen einen Spiegel vorzuhalten, der sie kritisch auf die eigenen Strukturen blicken lässt.
Die Entstehung von Zukunftsvisionen
Utopien entstehen oft aus einer Kritik an der Gesellschaft und können als positiver Gegenentwurf oder eine optimistische Zukunftsvision gesehen werden. Diese beinhalten meist ein alternatives Gesellschaftssystem, welches das Leben der Menschen verbessert oder Lebenswerter macht. Utopien können in drei Arten eingeteilt werden: deskriptive Utopien, die scheinbare Zukunftstrends beschreiben; evasive Utopien, die eine Tendenz zur Weltflucht aufweisen; und konstruktive Utopien, die konkrete Vorschläge beinhalten, die aktiv umsetzbar sind.
Dystopien sind wie Albträume, bei denen das Aufwachen schwer fällt
Eine Dystopie bezeichnet das Gegenbild der Utopie. Manchmal wird auch der Begriff „Antiutopie“ oder „Anti-Utopie“ verwendet, dieser meint aber das Gleiche: eine erschreckende, nicht wünschenswerte Gesellschaftsordnung, die auf Kontrolle, Armut, Hierarchien und Gewalt basiert.
Das Ziel ist es, mit Hilfe der pessimistischen Zukunftsbilder auf bedenkliche gesellschaftliche Entwicklungen aufmerksam zu machen und vor den möglichen Folgen zu warnen. Die erste Verwendung des Begriffs „Dystopie“ war von John Stuart Mill, der damit einen Ort beschrieb, an dem es schlecht um die Zukunft bestellt ist.
Der Aufbau des gesellschaftlichen Albtraums
Eine Dystopie ist oft charakterisiert durch eine diktatorische Gesellschaftsform oder eine Form repressiver sozialer Kontrolle. Dem*der Einzelnen ist durch mechanisierte Abläufe und Überwachungen jegliche Freiheit genommen. Die Kommunikation der Menschen untereinander ist eingeschränkt oder gestört (manchmal durch Einschränkung der Bildung oder der Einführung einer neuen Sprache) und das Bewusstsein der eigenen Geschichte oder eigener Werte ist nicht vorhanden.
Die Geschichte beginnt meist mit einer im Vorfeld erfolgten Zerstörung oder Verwüstung der Erde durch Krieg, Revolution oder Naturkatastrophen, es herrscht eine diktatorische Herrschaft und eine Totalüberwachung aller Menschen, es gibt nur begrenzt Ressourcen und Seuchen oder Pandemien schwächen die Gesellschaft zusätzlich. Dazu gibt es meist eine*n unzufriedenen Protagonistin*en, welche*r im Verlauf die Verhältnisse hinterfragt, dann rebelliert und etwas verändern will, was aber letztlich zum Scheitern verurteilt ist und er*sie sich am Ende meist doch den Normen fügt.
Weder Träume noch Albträume sind jedoch Realität
Abschließend lässt sich sagen, dass Utopien die ideale, perfekte Welt beschreiben, in der Gerechtigkeit, Frieden, Freiheit, Fortschritt und Wohlstand herrschen und es allen gut geht. Im Gegensatz dazu wird in Dystopien eine schlechte Welt, gezeichnet von Unterdrückung, Krieg, Kontrolle, Bedrohung durch Technik, Armut und entmenschlichten Bewohnern, beschrieben. Dennoch gibt es auch Gemeinsamkeiten zwischen beiden Konzepten: beide gehen aus präsenten Strukturen in der aktuellen Gesellschaft hervor und zielen darauf ab, diese zu kritisieren und zum Nach- und Umdenken anzuregen.
Und wer sich jetzt noch ein bisschen mehr mit dem Thema und unserer aktuellen Gesellschaftlichen Lage auseinandersetzen will, darf gerne in unsere neue Printausgabe (Sommersemester 2024) schauen. Hier dreht sich nämlich dieses mal alles um Utopien und Dystopien.
Beitragsbild: Max Maucher