40 Jahre Landesjazzfestival Tübingen: Am 11.05. hat das Jazzfestival-Komitee einen ganz besonderen Abend für Gäste und Jazz-Enthusiast*innen organisiert. Ganz nach dem Motto „Beyond Boarders“ haben sich Jung, Alt, Newbies und Pros im Japengo versammelt, um sich von Linda Kyei und ihrer Band verzaubern zu lassen – wahrlich: Eine Zeitreise in die goldenen 20er.
Das Bild, das sich am Samstag im Japengo ergibt, kennt man eigentlich nur aus alten Filmen: Wehende Röcke, elegante Anzüge und Tanzschuhe, die auf dem Parkett der Tanzfläche rhythmische Geräusche von sich geben. Die Tanzpaare werden begleitet von groovy Jazzmusik, gespielt von der Linda Kyei Band oder von DJ Slim Steve aka Steven mit seiner Plattensammlung. Passend zum Motto des Landesjazzfestivals Tübingen – „Beyond Boarders“ – schwingen Gäste von 20 bis 60/70 Jahren das Tanzbein und genießen den Abend.
Beyond Boarders – Über Grenzen hinweg
Anna Güntherer, Mit-Organisatorin des Abends, erklärt zu Beginn, das Motto beziehe sich auf die Herkünfte der Musiker*innen des Festivals. Sie kämen aus 20 Ländern, so Güntherer, „und doch haben wir alle den Jazz gemeinsam.“ Auf die Frage, weshalb gerade Linda Kyei (ausgesprochen wie „Jay“) für den Abend ausgesucht wurde, meinte Anna Güntherer: „Sie unterscheidet sich einfach stark von anderen.“ Und das in der Tat. Linda Kyei als Sängerin und Violinistin steht in der Mitte der Bühne, im authentischen 20er Jahre Stil gekleidet, und gibt den Ton an. Saxophon, Klarinette, Plattenrekorder, Klavier und Schlagzeug – ihre Band begleitet sie auf der Zeitreise.
Fans, wie eine 43-jährige Schauspielerin, die Linda K. schon vom „Spätzle-Hop“ kannte, sind wiedermal begeistert von ihrer Bühnenpräsenz. So auch eine 23-jährige Studentin, die ganz „random“ zum Japengo gefunden hat und am Samstag einfach „spontan ausgehen“ wollte – „I quickly checked her Spotify and that was it. Now I’m here.“
Um das Publikum darauf vorzubereiten, gab es in den ersten 30 Minuten eine kleine Einführung in den Lindy-Hop von zwei Tänzer*innen des Jazzfestivalkomitees. Man musste seinen sogenannten „Bounce“, den Grundrhythmus, finden, der sich ungefähr wie „Wa-Wa-Schubdi-da“ anhört. Der kreolische Beat hat zwar einen einheitlichen Takt – “einen Achter”, so die Tanzlehrenden des Abends – und doch sah jeder einzigartig aus in seiner Ausübung. Hintergrundinfo: Der Lindy-Hop und Jazz ist ein afro-amerikanischer Tanz, der durch sie in den 20er Jahren populär wurde. Früher habe man sich dann in Bars, Clubs oder auch einfach nur Daheim getroffen, um gemeinsam eine tolle Zeit zu verbringen.
Hauptsache jeder tanzt – Musik mit Open End
Das Publikum am Samstag: Eine bunte Mischung aus wehenden Glitzerkleidern, Anzügen mit Krawatten oder Fliegen, bis hin zu T-Shirt und Jeans. Jüngere Leute waren eher dazu geneigt sich “fancy” zu kleiden, oder ganz zu verkleiden, sodass man wirklich meinen könnte, sie wären tatsächlich Zeitreisenede.
Erst danach, circa 20.30 Uhr, wurde Linda Kyei + Band angekündigt. Da es sich um ein 20er Jahre Ästhetik Konzert handelte, coverten sie auch Lieder, wie „Swingin‘ or Nothin‘“ oder „Istanbul (Not Constantinople)“. Durch das Aufwärmen haben sich bis zum Ende des Abends auch alle auf die Tanzfläche getraut. Es sei nämlich „völlig egal, mit wem du tanzt, oder wie du tanzt. Hauptsache du tanzt.“ (Besucherin, 59).
Beitragsbild: Nela Seebacher