Durch die erzwungene Einsamkeit in den letzten Wochen haben die einen oder anderen vielleicht bemerkt, dass sich das eigene Wesen, das ihrer Freunde und Freundinnen oder der Familie etwas verändert haben. Der Verlust der sozialen Kontakte scheint verschiedenste Persönlichkeiten im Menschen hervorzubringen. Wir haben hier mal die gängigsten zusammengetragen.
Sportskanone
Die Metamorphose zur Sportskanone fand meist erst nach zwei oder drei Wochen in Quarantäne statt, nachdem man beim Netflixen auf dem Bett plötzlich eine neue Speckrolle am Bauch bemerkte. Auf einmal passen die Hosen nicht mehr so wirklich und deine Eltern sagen beim Facetimen Sachen wie „Du hast ja richtige Pausbäckchen bekommen“. Der Blick auf die Waage bestätigt deine schlimmsten Vermutungen: Du hast ein paar Kilo zugenommen. Also werden fleißig Sportklamotten im Internet bestellt und wild drauf losgejoggt. Sobald du in deiner Lauf-App die 10km-Marke erreicht hast, wird das ganze natürlich per Instagram mit deinen Follower*innen geteilt. Joggen verliert jedoch schnell seinen Reiz, also muss ein Full-Body-Workout her. Nach dem Lockdown ist dadurch die Metamorphose von der Couchpotato zur jungen Version eines Schwarzenegger oder einer Pamela Anderson perfekt. Sei gewarnt: Die Gefahr, dass die sportliche Motivation doch nur eine vorübergehende Erscheinung war, sobald die Kneipe um die Ecke wieder aufmacht, ist ziemlich groß!
Heimverbesser*in
Dadurch, dass du weder in die Uni noch zu deinem Job musst, verbringst du auf einmal exponentiell mehr Zeit in deiner Bude und dir fällt auf, wie unzufrieden du eigentlich mit deiner Wohnsituation bist. Instagram und Pinterest inspirieren dich zu kleinen Verbesserungen, wodurch du dich nach und nach dem Hobbyhandwerk annimmst. Der Besuch beim nächstgelegenen Baumarkt, um Material für das nächste Projekt zu beschaffen, wird fast schon zum täglichen Ritual. Der Balkon wird jetzt von einer kleiner Loungeecke und farbenfrohen Blumenkästen dominiert und deine Freunde und Freundinnen können nach den Lockerungen über ganz neue, selbstgemachte Dekoarbeiten auf deinem Esstisch staunen.
Loner*in
Du hast mitbekommen, dass draußen eine weltweite Pandemie herrscht, auf deinen Lifestyle hat sich das aber kaum negativ ausgewirkt. Klar, Maske beim Einkaufen tragen ist nervig, aber warum sich alle so anstellen und sogar auf die Straße gehen, um zu demonstrieren, verstehst du nicht wirklich. Für dich zählen vor allem die positiven Seiten des Virus: Deine Freunde und Freundinnen drängen dich nicht ständig dazu, auf irgendwelche Partys zu gehen, deine Vorlesungen finden ganz entspannt am eigenen Schreibtisch statt und du musst dir keine Ausreden mehr einfallen lassen, um dich nicht mit deinen Leuten treffen zu müssen. Wenn du doch mal Sehnsucht nach deiner Familie oder deinen Freunden und Freundinnen haben solltest, kannst du einfach schnell anrufen und zur Not einen Netzausfall vortäuschen, um schnell wieder aus einem Gespräch herauszukommen. Für dich ist die Situation gerade eine Pause von all dem Stress.
Borderline-Alkoholiker*in
Langeweile ist der Flasche bester Freund. Oder der Dose. Ist ja eigentlich auch egal. Ohne geregelten Tagesablauf siehst du keinen Grund, nicht schon zum Mittagessen ein Helles oder ein Glas Wein zu trinken. Bei dem schönen Wetter der letzten Wochen bietet es sich aber auch einfach an, ein Planschbecken mit Eiswürfeln auf dem Balkon oder im Garten zu platzieren, und sich diverse Alkoholika in den Rachen zu schütten. Deine Freunde und Freundinnen facetimen dich in letzter Zeit öfter, weil du leicht lallend schnell für gute Laune bei ihnen sorgst. Der ein oder andere spontane Skype-Suff hat so auch schon stattgefunden, das festigt eure Freundschaften in dieser einsamen Zeit umso mehr. Auf Instagram siehst du ein paar Freaks täglich 10 km laufen oder irgendein Freeletics Training absolvieren, während du mit der wohl trainiertesten Leber aus dem Lockdown kommen wirst.
Gamer*in
Du kannst es kaum glauben. Endlich hast du mal wieder Zeit deine liebsten Videospiele auszupacken und ohne schlechtes Gewissen drauf loszocken. Und es kommt noch besser: Das komplette Squad von früher ist am Start. Niemand muss arbeiten. Niemand muss in die Uni. Alle haben Zeit. Da hast du fast schon Tränen in den Augen vor Freude. Was für eine Zeit! Was für eine wunder wunderschöne Zeit!
Bäcker*in
Der Typ Bäcker*in ist möglicherweise ein Vor-Typ der Sportskanone. Du weißt nicht wirklich was du mit der ganzen Freizeit anfangen sollst, und auf Insta kursieren die ganze Zeit Bilder von irgendwelchen Bananenbroten. Also versuchst du dich mal daran. Das Erste misslingt natürlich. Das Zweite wird super. Und das Dritte. Dann gehst du über zu Kuchen und Muffins. Der Endboss ist dann die Torte. Und irgendjemand muss das natürlich auch alles essen, wäre ja schade drum. Mit Fondant kannst du am Ende der Quarantäne umgehen wie Martin Rütter mit Hunden, die zusätzlichen Kilos lassen dich vorher jedoch möglicherweise zum Typ Sportskanone werden.
Fotos: Alexandros Keroglou