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The Apprentice – The Trump Story. Es ist und bleibt immer noch ein Trump-Biopic.

Wer sich schon immer gefragt hat, wie es hinter den Kulissen des Donald Trump aussieht und welche Einflüsse ihn zu dem Menschen gemacht haben, der die USA bald in seiner zweiten Amtszeit anführen wird, bekommt mit dem neuen Film The Apprentice – The Trump Story von Ali Abbasi, die Möglichkeit dazu.

Mit The Apprentice – The Trump Story, liefert Regisseur Ali Abbasi ein Biopic, das sich einer der polarisierendsten Persönlichkeiten unserer Gegenwart widmet: Donald Trump. Von vornherein muss aber angemerkt werden, das der Film keine klare Pro- oder Contra Haltung gegenüber Donald Trump einnimmt. Stattdessen versucht der Film, sich genau zwischen diesen beiden Polen zu bewegen. Durch diesen bewussten Drahtseilakt nimmt das Werk, im Vergleich zu anderen Medien die Donald Trump porträtieren eine interessante Sonderstellung ein.

Aufbruch in unsichere Zeiten!

Die Veröffentlichung des Films hätte keinen besseren oder – je nach Auffassung – schlechteren Zeitpunkt treffen können. Mitten in einer angespannten politischen Weltlage und der Aussicht auf vier weitere Jahre Trump im Weißen Haus erschien der Film in den deutschen Kinos. The Apprentice – The Trump Story, ist darum bemüht, die Wurzeln des heutigen Donald Trumps darzustellen und dabei auch Erklärungsansätze zu liefern, wieso er so geworden ist, wie er ist. Die Nähe zur Wiederwahl Trumps, seine Amtseinführung im Januar und seine allgegenwärtige mediale Präsenz machen es schwer, den Film neutral zu betrachten. Oft liegt der Abstand in Biopics zwischen der dargestellten historischen Figur und dem Publikum so weit auseinander, dass ihr Einfluss, wenn vorhanden, nur noch unterschwellig wahrgenommen wird. Jedoch kennt jeder die Figur des Donald Trump – gewollt oder nicht – und genau das prägt den Blick des aktuellen Publikums.

Das Poster verkörpert sehr gekonnt, sowohl die Außen- als auch die Innenwahrnehmung von Trump. Bild: Die Tübinger Kinos

Die Handlung konzentriert sich auf die frühen Jahre Donald Trumps, bevor er zu dem uns bekannten omnipräsenten Medienphänomen wurde. Anfang der 1970er sehen wir einen unsicheren Sohn, der versucht, sich aus dem Schatten seines dominanten Vaters zu befreien, während er für diesen die eher unbeliebten Aufgaben erledigt. Er treibt die Mieten von im Verzug stehenden Mietern ein und wird dabei beschimpft und bedroht. Im Laufe der Handlung emanzipiert sich Trump immer mehr gegenüber seiner Familie und beginnt seinen eigenen Weg zu beschreiten, er wird dabei immer mehr von der Macht und den sich ihm neu eröffnenden Wegen korrumpiert.

Das Bild, das der gegenwärtige Trump verkörpert, bricht im Verlauf immer weiter hervor. Essenziell für diese Metamorphose, die unser Protagonist durchlebt, ist die neu entstandene Beziehung zu seinem späteren Mentor Roy Cohn. Ein berühmt-berüchtigter Anwalt in der New Yorker High Society. Dieser führt ihn in die wichtigen Machtzirkel der Stadt ein und bringt ihm die dort geltenden Spielregeln bei. Weiter schult er ihn auch in der Kunst der medialen Selbstdarstellung. Im Verlauf der Handlung wird diese Beziehung, die anfänglich von großer Bewunderung vonseiten Trumps geprägt ist, immer mehr von Spannungen durchzogen. Das Machtverhältnis zwischen diesen beiden Charakteren vollzieht im weiteren Verlauf eine 180-Grad-Kehrtwende. Mit zunehmendem Erfolg wächst auch Trumps Skrupellosigkeit, im Gegenzug verfällt Cohns Gesundheit und gesellschaftlicher Status immer weiter.

Mit jedem Pixel näher an der Realität?

Die visuelle Gestaltung darf bei diesem Film nicht außen vor gelassen werden. Sie muss sogar als eine der herausragenden Elemente des Films betont werden. Die Wechsel in der Qualität des Bildes lassen den Eindruck gewinnen, man springe zwischen Film und dokumentarischer Aufnahme hin und her. Im Besonderen die verpixelten Aufnahmen von New York, die an Aufnahmen der Stadt aus den 70er- und 80er-Jahren erinnern, kreieren eine nostalgische Atmosphäre und schaffen es, den Zuschauer in eine längst vergangene Zeit zu transportieren. Diese hier bewusst gewählte Ästhetik beleuchtet gekonnt die Transformation Trumps, aber auch seiner Stadt New York. Die Veränderungen der Straßenzüge heben den Wandel durch die Jahrzehnte hervor. Die Wahl der Bilder ist als weiterer subtiler Kommentar zum Wandel der Stadt und Trumps Aufstieg zu verstehen. Das Geschehen auf der Leinwand wirkt dadurch authentischer.

Mehr als nur ein Marvel-Charakter!

Die schauspielerische Leistung in diesem Film, in erster Linie die von Sebastian Stan als Trump (vielen auch als der Winter Soldier aus Marvel bekannt), ist beeindruckend. Sein Aussehen, Spiel und Mimik verkörpern fast in Gänze den jungen Trump oder besser gesagt ein Bild, das – so hat man als Zuschauer das Gefühl – der Realität sehr nahe zu kommen scheint. Stan schafft es, die schrittweise Transformation vom naiven „Lämmchen“ zum kalten, kalkulierenden Machtmenschen überzeugend darzustellen. Auch Roy Cohn, gespielt von Jeremy Strong (bekannt aus der Serie Succssion oder dem Film The Gentelman), überzeugt mit seiner Darstellung als Trumps Mentor und engen Vertrauten. Auf beeindruckende Weise gestaltet er mit seiner Figur die Metamorphose vom einstigen Strippenzieher zum gebrochenem Mann.

Neben diesen beiden handlungstragenden Charakteren legt der Film auch einen Fokus auf den engeren Familienkreis Trumps. Die Beziehung zu seinen Eltern, aber auch zu seinem älteren Bruder wird sehr facettenreich dargestellt. Die komplexen, aber auch zerrütteten Verhältnisse innerhalb der Familie kommen im weiteren Verlauf immer mehr zum Vorschein. Hier zeigt sich im Vergleich zum Anfang des Films die wohl größten Veränderungen in Trumps Art. Seine anfängliche Unsicherheit weicht einer neu erworbenen Kälte, die sich in einer immer größer werdenden Distanz gegenüber seinen Engsten und Liebsten zum Ausdruck bringt.

„Make America Great Again“

The Apprentice versucht, die Ursprünge von Trumps Persönlichkeit zu erfassen, ohne dabei in eine klare Verurteilung oder Verherrlichung seiner Person zu verfallen. Der Film spielt geschickt mit diesen Anspielungen auf den heutigen Trump: Die immer wieder beobachtete Obsession Trumps mit seinem Aussehen, seiner manipulativen Rhetorik und seinem Bedürfnis nach Kontrolle. Sätze wie „Make America Great Again“ oder das Spiel mit seinem medialen Bild erinnern an den Trump, den wir aus der aktuellen Berichterstattung kennen.

Die Darstellung von Trumps persönlichen Beziehungen dient als Spiegelbild für seinen späteren Umgang mit Macht und Erfolg. Das Publikum wird sich beim Schauen des Filmes wohl oder übel die Frage stellen müssen, ob Trumps heutiges Verhalten die Darstellung der Vergangenheit im Film beeinflusst hat oder ob er einfach nur ein Produkt seiner Zeit ist. Man wird manchmal das Gefühl nicht los, dass der Film einen zu sehr davon zu überzeugen versucht, dass Trump so werden musste wie er ist, und es dazu keine andere Möglichkeit gab.

Trump und die New Yorker High Society- eine filmische Dokumentation

Neben Trumps persönlichem Werdegang wird die innere Dynamik und die Prozesse, die sich innerhalb der Machtelite New Yorks in den 80er-Jahren abspielten, unverblümt dargestellt. Eine Zeit, die von wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Wandel und dem Aufstieg des Neoliberalismus geprägt ist. Der Film fungiert so nicht nur als Biopic einer historischen Figur, sondern auch als Momentaufnahme einer Stadt und ihrer Zeit. Die neoliberalen Ideen werden nicht nur die Wirtschaft und Gesellschaft verändern, sondern auch die Person des Donald Trump.

Ein Fazit

Die gleichzeitige Stärke, aber auch Schwäche von The Apprentice – The Trump Story liegt in seiner suggerierten historischen und authentischen Aufarbeitung von Trumps Werdegang. Die Entscheidung, weder klar Kritik zu üben, noch Trump zu glorifizieren, könnte beim Publikum den Eindruck hinterlassen, dass der Film keine klare Haltung einnimmt und damit zu ambivalent ist. Dies kann man kritisch sehen oder als Versuch der Kunst sehen, eine eigene Erklärung zu liefern, ohne dabei für eine bestimmte Seite vorliebzunehmen. Leider muss gesagt werden, dass der Versuch, Trumps heutiges Verhalten mit seiner Vergangenheit zu erklären, manchmal zu gewollt wirkt, fast schon lästig. Auch verpasst der Film es, sich an den wirklich interessanten Stellen in Trumps Biografie, seine Beziehungen innerhalb seines persönlichen inneren Zirkels, stärker aufzuhängen und diese noch mehr zu beleuchten. Für die Dramaturgie der Handlung wäre das sicherlich noch gewinnbringender gewesen.

Was vom Versuch übrig bleibt, Trumps Werdegang darzustellen

Schlussendlich muss sich das Publikum die Frage stellen, ob der Film wirklich neue Einblicke liefert oder lediglich bekannte Narrative visuell aufbereitet. Abschließend lässt sich sagen, dass The Apprentice – The Trump Story ein visuell beeindruckender Film ist, der die frühen Jahre Donald Trumps, seine Beziehungen und äußeren Einflussfaktoren gekonnt darstellt. Die schauspielerischen Leistungen und die ästhetische Umsetzung sind herausragend. Das Fehlen einer klaren Haltung gegenüber seiner Figur, muss je nach Zuschauerinteresse individuell bewertet werden, tut aber dem Film als künstlerisches Werk keinen Abbruch. Einzig die gelegentlichen Erklärungsansätze zu Trumps Werdegang stören die Authentizität des Films, der sich das Publikum bewusst hingibt.

Am Ende handelt es sich immer noch um ein Trump-Biopic, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Für alle, die sich für einen Blick hinter die Kulissen der New Yorker High Society, die Wandlung der amerikanischen Gesellschaft in den 1970er und 1980er interessieren und die ersten Gehversuche einer der umstrittensten Persönlichkeiten unserer Zeit sehen wollen, ist der Film eine klare Empfehlung.

7,5 /10 : Kupferblau-Punkte

Beitragsbild: Tübinger Kinos. 

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